Preisverleihung Konzeptpreis "Barriere? frei!"
Soziokulturelles Zentrum Putjatinhaus e.V.
Meußlitzer Str. 83
01259 Dresden
www.putjatinhaus.de
Nach dem Motto „Wir denken bunt“ bietet das Soziokulturelle Zentrum Putjatinhaus in Dresden- Kleinzschachwitz ein vielfältiges Programm aus über 40 Kursen, wöchentlichen Abendveranstaltungen, regelmäßigen Workshops und Kinderangeboten. Das Putjatinhaus ist ein Ort der Begegnung, an dem sich Jung und Alt auf verschiedenste Weise einbringen und entfalten kann. Ohne Scheuklappen gestalten wir seit über 20 Jahren unter Trägerschaft des Fördervereins Putjatinhaus e. V. für und mit den Bürgern vor Ort unser spartenübergreifendes Angebot. Die basisnahe Kulturarbeit schafft einen Zugang zum kreativen Schaffen für alle Menschen. Das Putjatinhaus ist Treffpunkt für Menschen, die gemeinsam etwas bewegen wollen und ein Ort zur Auseinandersetzung mit vielseitigen kulturellen Themen.
Das Konzept des Preisträgers kann hier nachgelesen werden:
Laudatio für das "Putjatinhaus" anlässlich der Preisverleihung
Sehr geehrte Damen und Herren,
liebe Preisträger!
Ich vermute, dass der gute Geist eines Bauherren noch Jahrhunderte an einem Bauwerk haftet. Stimmt meine Hypothese, dann schwingt in dem bedachten Haus, neben Exzentrik, der Geist eines Humanisten und Menschenfreund. Ich bin fest davon überzeugt, dass diesem Bauherren unsere Visionen einer inklusiven Gesellschaft gefallen würden. Der Bauherr würde sich auch heute in seiner ausgemachten Eigenart bei schönem Wetter mit großschirmiger Mütze, einer Brille mit blauen Gläsern und einem bis zu den Füßen zugeknöpftem Überrock mit seinen Besuchern im Garten unterhalten. Er war ein Fürst und die Rede ist von Nikolai Abramowitsch Putjatin, der auch Namensgeber für den Verein "Putjatinhaus" war. 1823 eröffnete eine von Nikolai Abramowitsch Putjatin gestiftete Volksschule für die Kinder aus Dresden-Kleinzschachwitz – das heutige Putjatinhaus.
Wie viele von Ihnen wissen, beschäftigt sich der Landesverband der Lebenshilfe seit 5 Jahren im Projekt Inklusion in Sachsen und mit der UN-Konvention zum Schutz der Rechte von Menschen mit Behinderung. Das Projekt wird durch den Freistaat Sachsen gefördert. Wir stellen in 10 Foren im Jahr Projekte vor, beantworten Fragen und informieren auf unserer Homepage. Eine zentrale Frage umgibt uns von Beginn an:
Muss die Einhaltung der UN-Behindertenrechtskonvention, muss Barrierefreiheit, muss die Schaffung einer inklusiven Gesellschaft durch Gesetz verordnet werden?
Kann Inklusion von unten entstehen?
Unsere Antwort: Es ist wirkungsvoller, wenn Unternehmen, Einrichtungen, Vereine sowie Verbände aus sich heraus umdenken. Wenn sich die Mitglieder unserer Gesellschaft auf den Weg machen, dann entwickelt sich ein verändertes Menschenbild, dann beginnen Menschen andere Menschen in ihrer Vielfältigkeit zu schätzen und es entsteht eine für Deutschland bislang selten selbstverständliche Willkommenskultur. Schauen wir auf den Preisträger, so stellt er ein gutes Beispiel dafür dar.
Das Wettbewerbskonzept des Vereins überzeugte die Jury.
Die dort engagierten Menschen haben erkannt, dass die Barrierefreiheit des Hauses nicht in dem Maße gewachsen ist, wie es die heutige Zeit erfordert.
Die Mitarbeiter und ehrenamtlichen Unterstützer haben erkannt, dass Menschen mit Behinderung im Haus stärker vertreten sein können. Mit gutem Beispiel geht man voran und selbstverständlich sind auch Menschen mit Behinderung im Verein beschäftigt.
Die Frauen und Männer vom Putjatinhaus haben einfach losgelegt, unabhängig von der Teilnahme an diesem Wettbewerb und oft vor den Herausforderungen des Denkmalschutzes stehend. So wurde zum Beispiel das Besucherbüro ins Erdgeschoss verlegt.
Maßnahmen für mehr bauliche Barrierefreiheit und eine verbesserte Akustik im Veranstaltungssaal und viele weitere Dinge werden folgen.
In diesem inklusiven Prozess hat das Putjatinhaus ein großes Kapital, nämlich seine starke Anbindung an die Nachbarschaft und die engagierte Unterstützung der Anwohner. Die Bürgerinnen und Bürger haben mehrmals das Haus als Kultureinrichtung gerettet, sei es in den 60er Jahren, nach der Wende oder nach der Flut 2002.
„Geduld, Überlegung und Mut, das sind die besten Waffen im Kampfe des Lebens.“ So schrieb einmal Fürst Nikolai Abramowitsch Putjatin. In diesem Sinne wünschen wir dem Putjatinhaus Dresden Geduld, Überlegung, Mut und viel Erfolg auf seinem inklusiven Weg und gratulieren zum Preis.
Laudatorin:Silke Hoekstra, Geschäftsführerin des Landesverbandes der Lebenshilfe Sachsen e.V.