PROJEKTVORSTELLUNG
Kunst und Kultur - Projekte, die mit den Mitteln der Künste arbeiten
Die Intension:
Aufgezeigt werden sollten beispielhafte Formate, die verdeutlichen, wie mit den Mitteln der Künste das Thema Integration gelebt und gestaltet werden kann. Dabei ging es weniger um best-practice. Denn es gibt eine Vielzahl solcher Formate, über alle Sparten und Genre hinweg. Die Form des Projekts sowie das künstlerische Mittel können dabei variieren. Vielmehr sollte den Teilnehmern das kommunikative und integrative Element der Künste beispielhaft in Form kurzer Projektpräsentationen gezeigt werden – als Anregung, als Impuls.
Internationaler Chor Singasylum
im Putjatinhaus in Dresden
Kontakte: Jana Körner, Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Putjatinhaus), Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein! (Chorleiterin)
Der interkulturelle Chor „Singasylum“ wurde von zwei Studentinnen der Sozialarbeit im Juli 2015 ins Leben gerufen. Intension war, einen Chor für junge Asylsuchende und Anwohner aus der Nachbarschaft zu gründen, um sich über die Musik gegenseitig kennen zu lernen. Das Soziokulturelle Zentrum Putjatinhaus in Dresden Kleinzschachwitz hat dem Chor sehr schnell eine Heimat gegeben und fungiert heute nicht nur als Probenort, sondern als Ort der Begegnung. Anwohner aus den Stadteilen Leuben, Zschachwitz und Laubegast singen gemeinsam mit Asylbewerbern internationale und deutsche Lieder unter Anleitung einer professionellen Chorleiterin. Wichtig ist für die beiden Initiatorinnen, dass die verschiedenen Kulturen und ihre Gesangstraditionen im Repertoire berücksichtigt werden. Jeder ist eingeladen mitzusingen, unabhängig von Herkunft, Alter und Geschlecht. Gesungen werden kann alles, wozu Texte und Noten vorhanden sind. Über die Form des gemeinsamen Singens gelingt das Integrative als zweiseitiger Prozess, weil jede Herkunft und jede Sprache wechselseitig Inhalt des Repertoires ist und damit auch jeder Sänger seine Geschichte einbringen kann. Ein Chor dieser Art ist zudem relativ leicht zu gründen, wenn es einen Ort gibt, der das Vorhaben bei Planungsprozessen unterstützt (Räume, Verpflegung, Öffentlichkeitsarbeit etc.) Eine Erkenntnis bleibt jedoch, dass sich dauerhaft solche Strukturen im Ehrenamt nicht halten lassen. Aktuell hat der Chor sehr viele Auftritte und auch schon Preise gewonnen. Das Preisgeld wird zur Finanzierung des Chores verwendet. Für eine dauerhafte Tätigkeit ist nicht nur ein Chorleiterhonorar von Nöten, sondern auch eine unterstützende Struktur, die sich zum Beispiel um Anmeldungen oder die Kommunikation kümmert, die Notenblätter finanziert und andere Materialkosten. Auch stellen sich irgendwann Fragen nach einem Mitgliederbeitrag. Ist dieser nur von Deutschen zu erheben? Wie geht man damit um in Abgrenzung zum Beispiel zu anderen Chören, bei denen die Teilnehmer selbstverständlich eine Gebühr bezahlen. Lassen sich solche Vorhaben dauerhaft fördern? Im Moment besteht der Chor vorwiegend aus jungen asylsuchenden Männern, an deren Durchhaltevermögen und Konzentration noch gearbeitet werden muss. Über die anfängliche Euphorie gilt es nun auch Verlässlichkeit zu erzeugen, damit ein Repertoire erarbeitet werden kann und sich auch wieder mehr Einheimische daran beteiligen. Der Übergang von der ersten Idee und eines Losmachens zum konzentrierten Arbeiten ist nun die neue Herausforderung. Mittlerweile „erziehen“ schon die länger teilnehmenden Migranten die Neuanfänger dahingehend, das Handy auch mal wegzulegen und die Anzahl der Rauchpausen zu reduzieren. Über den Chor haben sich zudem Freundschaften und Beziehungen entwickelt, die auch über das gemeinsame Singen hinausgehen.
Das Projekt wurde vertretungsweise von Sören Rogoll, Mitarbeiter im Putjatinhaus vorgestellt, da die Chorleiterin mit dem Chor kurzfristig bei einer Veranstaltung in Berlin war. Aus Sicht des Hauses war damit auch interessant zu erfahren, welche praktischen Probleme mit dem Begegnungscharakter eines internationalen Chores verbunden sein können. Als öffentliches Haus inmitten vieler Anwohner musste das soziokulturelle Zentrum z.B. das Fußballspielen nach den Proben eindämmen und manchmal auch zur Disziplin aufrufen.
Insgesamt ein sehr beindruckendes Projekt, das man vor allem live gesehen haben muss.
Der Chor finanziert sich momentan über Spenden, Crowdfunding und Preisgelder.
Sören Rogoll, *1975, Dipl.-Kfm Betriebswirtschaft - Studium an der Westsächsischen Hochschule Zwickau (FH); Online-Konzeptionen, Projektmanager und Marketing; derzeit Projektmanager im Soziokulturellen Zentrum Putjatinhaus e.V.; freiberuflich tätig als Social Entrepreneur (Mitgründer der Beteiligungsplattform echo.to) und Berater für Social Entrepreneurship Geschäftsmodelle und Unternehmensgründung; Konzeption und Moderation von Beteiligungsprozessen, u.a. Zukunftskonferenz zur Fortschreibung des LHP Dresden und der Jugendhilfeplanungskonferenzen in Dresden; Mitorganisator der Socialbar Dresden und der Zukunftsinitiative evoluzzer; Arbeitsschwerpunkte: Inklusives Unternehmertum, Soziokulturelle Projektarbeit |