Grußwort

des Sächsischen Staatsministeriums für Wissenschaft und Kunst

anlässlich des 3. Fachtages Soziokultur am 29.11.2012

 

Thomas Früh - Abteilungsleiter Kunst, Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und KunstBild: Thomas Früh (Foto & Veranstaltungsmanagement: Kathrin Weigel)

- Es gilt das gesprochene Wort -

 

Sehr geehrte Landtagsabgeordnete,
liebe Frau Fiedler, Frau Dr. Stange, Herr Külow,

Sehr geehrter Herr Wiegel,
lieber Herr Großmann,
verehrte Frau Pallas,
verehrte Ehrengäste,
Meine sehr verehrten Damen und Herren,

 

anlässlich des 3. Sächsischen Fachtages Soziokultur begehen wir auch das Jubiläum 20 Jahre „Soziokultur in Sachsen" Ich freue mich sehr, Sie heute, dazu begrüßen zu dürfen. Frau Staatsministerin von Schorlemer hat mich gebeten, Ihnen ihre Grüße zu übermitteln. Sie wäre heute gern persönlich bei diesem Fachtag dabei gewesen, denn Ihre Arbeit mit der Sie „Kultur für alle und Kultur von allen" ermöglichen liegt ihr besonders am Herzen. Wenn auch ich heute nicht am Fachtag teilnehme, da bereits der nächste Termin auf meinem Programm steht, so möchte ich an dieser Stelle auch die besondere Wertschätzung unseres Hauses für die Arbeit des Landesverbandes Soziokultur zum Ausdruck bringen.

„20 Jahre Soziokultur" ist eine gute Gelegenheit, auf die zurückliegend soziokulturelle Arbeit zu blicken und eine lange Zeit, um ein Resümee über die geleistete Arbeit zu ziehen. Was war erfolgreich, was vielleicht weniger erfolgreich, was kann verbessert werden und  vor allem: Welche Veränderungen brauchen wir mit Blick auf künftige Aufgaben, Ziele und Perspektiven soziokultureller Arbeit? Gegründet wurde Ihr Verband 1992 zunächst als Landesarbeitsgemeinschaft soziokultureller Zentren und Initiativen in Sachsen e.V. (LAG Soziokultur Sachsen) in Leipzig. 2003 erfolgte die Umbenennung in Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst fördert den Landesverband seit Ende der 90er Jahre  institutionell. Die derzeitige institutionelle Förderung beträgt jährlich 96.000 EUR. Wie Sie wissen übertrug das SMWK den Fördervollzug im Bereich der Allgemeinen Kunst- und Kulturförderung 2005  an die Kulturstiftung des Freistaates Sachsen. Seitdem erfolgt die Förderung soziokultureller Projekte über die Kulturstiftung.

Dem Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. gehören gegenwärtig 52 soziokulturelle Einrichtungen und Initiativen im Freistaat Sachsen als direkte Mitglieder an. Sachsenweit gibt es ca. 2.000 Vereinsmitglieder. Er ist Mitglieds- und Fachverband und somit Mittler zwischen den Mitgliedseinrichtungen, Politik und Verwaltung.

Regelmäßige Bestandsaufnahmen sind auch Teil der Arbeit des Verbandes. So hat der Landesverband Soziokultur seit 2011 eine Befragung seiner Mitgliedseinrichtungen und eine umfangreiche statistische Erhebung durchgeführt. Viele von Ihnen, die heute anwesend sind, haben dazu beigetragen.

Die Ergebnisse dieser großen Bestandsaufnahme zu den soziokulturellen Einrichtungen im Freistaat Sachsen und den aktuellen Zahlen der Soziokultur werden heute von Frau Pallas  präsentiert und in Kürze auch veröffentlicht werden. Dass das Ergebnis als Buchpublikation „20 Jahre Soziokultur in Sachsen" in Kürze zur Verfügung stehen wird, hat das SMWK gern unterstützt.

Dem Ergebnis dieser Befragung aller soziokulturellen Einrichtungen kann man mit Spannung entgegen blicken. Auch seitens des Freistaates ist das Interesse groß, aus Sicht der Soziokultur, Informationen zu Themen wie Demografie, Generationen, interkulturelle Zusammenarbeit, kultureller Bildung zu gewinnen. Die Personalsituation und die Rolle ehrenamtlicher Tätigkeiten sind dabei ebenfalls von Belang. Die Ergebnisse der Befragung können helfen, Schwachpunkte oder Tendenzen zu erkennen. Sie ermöglichen in jedem Fall ein rechtzeitiges Reagieren.

Dass die Schwerpunktthemen des Fachtages 2012 die Auswirkungen der demografischen Veränderungen und das damit eng verbundene Thema kulturelle Bildung sind, verwundert nicht. Diese Gesellschaft wird zahlenmäßig kleiner, sie altert im Durchschnitt und sie erlangt durch Zuzug von außen eine größere Vielfalt. Sie alle haben den Slogan vom „Weniger, Älter, Bunter" im Ohr, der nur von Ferne wie „Schneller, Höher, Weiter" klingt.

Da stellt sich konkret die Frage zur Bedeutung und Verfügbarkeit  kultureller Angebote:
Was muss wie für wen erreichbar und vorhanden sein?

Beim Thema Demografie nimmt Sachsen eine Vorreiterrolle ein. Schon seit dem politischen Umbruch 1989/90 widmet man sich hier diesem Thema, das eine permanente Gestaltungsaufgabe ist. Bei einer rückläufigen Bevölkerungsdichte und einer Konzentration von Bevölkerung und infrastrukturellen Einrichtungen auf wirtschaftstarke Zentren, verschiebt sich die Nachfrage nach kulturellen Angeboten. Dies hat vielfältige Auswirkungen auf die Einrichtungen, den Personalbestand, die finanzielle Ausstattung oder das Programm. Gegenüber anderen Bundesländern ist Sachsen hier noch in einer vorteilhafteren Lage durch das Sächsische Kulturraumgesetz, dessen Ziel die Gewährleistung einer kulturellen Grundversorgung für Menschen jeden Alters ist (– auch in der Fläche).

Wir müssen uns mit einem weiteren wichtigen Thema befassen: Unübersehbar haben immer stärker werdende Sparzwänge und sinkende Angebotsnachfrage in manchen Kulturbereichen den Abbau von Personal und die Schließung von Einrichtungen zur Folgen.

Damit einher geht die nicht unproblematische Übertragung von Aufgaben an ehrenamtliche Helfer bei gleichzeitiger Erwartung vielfältigere (mehr) Aufgaben zu erfüllen.

Es ist ein Spagat: Einerseits will man mehr Menschen aller Altersgruppen zu ehrenamtlichen Engagement, zur aktiven Teilhabe gewinnen, andererseits besteht die Gefahr, dass der Personalabbau durch Ehrenamt ausgeglichen werden soll. Was nicht sein kann und darf.

Öffentliche Förderer sind in der Pflicht, aber häufig sind ihnen aufgrund der Sparzwänge die Hände gebunden. Aufgabe der Kulturpolitik ist es, die finanzielle Situation öffentlicher Einrichtungen zu hinterfragen. Eine Umverteilung der Mittel wird künftig stärker angedacht werden müssen. Wege für neue Finanzierungsmöglichkeiten müssen gemeinsam entwickelt werden. Die Notwendigkeit und Bereitschaft zu einer Neuordnung wird mit Kulturträgern diskutiert. Strukturen müssen überprüft werden. So werde ich heute gleich im Anschluss an diesen Termin an einer gemeinsamen Verwaltungsratssitzung der Sächsischen Staatsoper und des Sächsischen Staatsschauspiels teilnehmen,  die ab 01.01.2013 ein Staatsbetrieb sein werden. Eine stärkere Vernetzung verschiedener kultureller Bereiche ist vonnöten.

Es ist eine Chance, im Rahmen des diesjährigen Fachtages auch in dieser Hinsicht möglicherweise Ideen zur Problemlösung zu erörtern, und zu entwickeln.

Das spartenübergreifende Arbeiten ist eine notwendige Arbeitsweise, wenn alle Menschen in ihrer Unterschiedlichkeit im Umfeld erreicht werden sollen. Die meisten Bundesländer verstehen Soziokultur als Querschnittsaufgabe mit verschiedenen Inhalten. Soziokulturelle Zentren sind gesellschaftlich breit akzeptierte Kulturinstitutionen und Begegnungszentren. Der Arbeit der soziokulturellen Zentren kommt eine wichtige Bedeutung zu, die Vielfalt ihrer Aufgaben und Anforderungen wächst. Vor allem infolge des sichtbaren Abbaus kultureller Infrastruktur im ländlichen Raum wächst die Bedeutung soziokultureller Zentren. Dort sind sie bisweilen das einzige Angebot im kulturellen Bereich. In der Zukunft werden sie teilweise – gerade im ländlichen Raum – weitere Aufgaben anderer Einrichtungen wie Theatern, Kinos, Bibliotheken übernehmen müssen. Die Frage ist: Wird dies gelingen, und wenn ja wie? Aber auch in Städten sind die kulturellen, sozialen und Gemeinwesen orientierten Einrichtungen wichtig als Ergänzung der traditionellen Angebote. Soziokulturelle Zentren erfuhren viele Veränderungen im Laufe der letzten Jahrzehnte. Von soziokulturellen Zentren wird im Vergleich zu anderen Institutionen erhofft und gewünscht, dass sie schneller auf gesellschaftliche Veränderungen und Anforderungen reagieren und sich regionalen und lokalen Erfordernisse anpassen.

In diesem Kontext ergeben sich Fragestellungen nach der Zukunft und den Chancen dieser Kultursparte:

-        Was kann Soziokultur leisten?

-        Welche Chancen liegen in der synergetischen Verknüpfung von Kultur-, Bildungs- und Sozialarbeit?

-        Welche förderpolitischen und gesellschaftspolitischen Erfordernisse sind nötig?

Antworten auf alle Fragen heute zu finden, wird sicher nicht gelingen. Aber: Der Fachtag bietet die Gelegenheit, im Rahmen von Vorträgen, Workshops und in hoffentlich engagierten Diskussionen, durch die Vorstellung neuer Denkmodelle und erfolgreich durchgeführter Projekte, Beispiele neuer Kooperationsformen, Möglichkeiten zur Gewinnung von Förderern und Unterstützern und durch den Erfahrungsaustausch neue Perspektiven anzudenken und zu entwickeln.

Zum Schluss bleibt mir dem heutigen Fachtag, Ihnen allen, meine Damen und Herren, viel Erfolg und fruchtbringende Diskussionen zu wünschen und Happy Birthday.

Ich danke Ihnen.

 

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