Ehrenamt
Das Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit ist unverzichtbar. Eine zivilgesellschaftliche Beteiligung ist notwendig, weil der Staat allein die Integrations- und Versorgungsprobleme nicht lösen kann. In der breiten Gesellschaft wächst die Bereitschaft, Menschen in Not zu helfen und sich solidarisch zu zeigen. Eine Studie hat zudem deutlich gemacht, "dass die ehrenamtliche Tätigkeit für Flüchtlinge ihre größte Wirkung im Bereich der seelisch-emotionalen Integration entfaltet" (Misun Han-Broich. Engagement in der Flüchtlingshilfe – eine erfolgversprechende Integrationshilfe. In: APUZ 14-15/2015) und damit einen unverzichtbaren Baustein zur Integration leistet.
Warum das Ehrenamt in der Flüchtlingsarbeit so wichtig ist
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Ehrenamtliche können durch ihre persönlichen Kontakte eine einzigartige Beziehung zu Flüchtlingen aufbauen.
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In einer solchen Beziehung wächst die Fähigkeit, sich dem Anderen zu öffnen und auch (familiäre) Nähe und Wärme entstehen zu lassen.
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Flüchtlinge, die aufgrund ihrer schwierigen seelischen und strukturellen Ausgangssituation keine Motivation (Blockade) zur Integration haben, können durch die ehrenamtliche Hilfe die erste seelisch-emotionale Blockade überwinden und damit zu weiteren Integrationsschritten aufgeschlossen werden.
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Ehrenamt leistet damit einen vorbereitenden ersten Schritt zur Integration.
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Flüchtlinge mit ehrenamtlicher Unterstützung zeigen eine höhere Gesamtintegration.
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Je schwieriger die Situation der geflüchteten Menschen ist, desto wirkungsvoller ist die ehrenamtliche Integrationsarbeit.
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Ehrenamtliches Engagement in der Flüchtlingsarbeit wirkt auch vermittelnd zwischen Flüchtlingen und Aufnahmegesellschaft und trägt deshalb insgesamt zu Toleranz und Akzeptanz bei.
Quelle:
Misun Han-Broich. Engagement in der Flüchtlingshilfe – eine erfolgversprechende Integrationshilfe.
In: APUZ 14-15/2015
Allgemeine Tipps im Umgang mit Ehrenamtlichen
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Benennen Sie einen festen hauptamtlichen Ansprechpartner für Ehrenamtliche.
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Fragen Sie ehrenamtliche Helfer/-innen immer nach ihren eigenen Vorstellungen der Hilfen.
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Strukturieren sie vorher die einzelnen Felder der ehrenamtlichen Hilfen, so dass sie gezielt Ehrenamtliche nach ihren eigenen Interessen und Fähigkeiten vermitteln können (z.B. Sprachförderung, Alltagsbegleitung, Fußballspielen…)
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Bereiten Sie die Ehrenamtlichen durch Gespräche und Weiterbildungen auf die interkulturelle Begegnung vor (z.B. durch Workshops zur Interkulturellen Kompetenz)
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Ermöglichen Sie eine Anerkennungskultur (gemeinsame Feste, Weihnachtsfeiern, kostenloser Besuch von eigenen Veranstaltungen, Würdigung auf Homepage und Printprodukten, gemeinsame Ausflüge…)
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Organisieren Sie regelmäßige Gruppentreffs der Ehrenamtlichen, damit Fallbesprechungen und der Erfahrungsaustausch möglich werden. Eventuell könnten auch Supervisionen nötig werden.
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Thematisieren Sie Co-Traumatisierungen und Burnout und wie man sich davor schützt.
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Achten Sie darauf, dass ehrenamtliche Hilfen auch eine Hilfe zur Selbsthilfe bei Flüchtlingen sein sollen und den Flüchtlingen nicht alles abgenommen wird.
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Organisieren Sie Helferkreise bei denen erfahrene Ehrenamtliche neuen Ehrenamtlichen zur Seite stehen.
Ehrenamtliche Flüchtlingsarbeit ersetzt keine professionelle Flüchtlingssozialarbeit
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Rechtsberatung, Trauma-Behandlung, Beratungen zum Asylverfahren etc. sind keine Ehrenamtsaufgaben.
Eventuell können Sie aber Experten als ehrenamtliche Helfer gewinnen für ganz konkrete Fragen. Beispielsweise könnte der ansässige Rechtsanwalt ehrenamtliche Asylsprechstunden anbieten, die Psychologin eine Selbsthilfegruppe betreuen etc.
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Klären sie zuvor darüber auf, wann die ehrenamtliche Begleitung aufhört und der Geflüchtete an andere Stellen weiter vermittelt werden muss.
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Organisieren sie einen Austausch zwischen ihren Ehrenamtlichen und den Flüchtlingssozialarbeiter/-innen bzw. Regionalbetreuer/-innen. Diese können meist klar benennen, wann man sich weiter wenden muss.
Erfahrungsbericht: Ein Asylbewerberhelfer erzählt von Erfahrungen und Misserfolgen
Werner Schnabel, ein umtriebiger Aufbauhelfer in Sachsen nach der Wende, heute pensioniert in Bayern hat sich aufgemacht zu helfen und seine Aufgabe gefunden. Die Vermittlung von Arbeitsplätzen durch die Initiative „Arbeitsmöglichkeiten für Flüchtlinge in Hochfranken“. In seinem Bericht beschreibt er den langen Weg durch die Instanzen, benennt Hindernisse durch zu weite Fahrwege, Sprachbarrieren oder verwaltungstechnische Versäumnisse. Er nimmt den Leser mit durch Höhen und Tiefen und man teilt seine Erfolge, versteht die Misserfolge und was es heißt sich und andere immer wieder neu zu motivieren. Dabei nimmt er kein Blatt vor den Mund und benennt die Probleme, die man hätte lösen müssen und können.
Wir danken Werner Schnabel für seine offenen Worte und präsentieren sie hier, um anderen Mut zu machen. Denn Integrationsarbeit ist Schwerstarbeit aber jeder Erfolg ein kleiner Meilenstein.
Werner Schnabel:
Gründungskanzler und Kanzler der Fachhochschule der Sächsischen Verwaltung Meißen,
seit 11/2008 im Ruhestand;
ehemals Vorstandsvorsitzender des Soziokulturellen Zentrums „Hafenstraße“ e. V. in Meißen,
lebt heute in Regnitzlosau in Bayern
Flüchtlinge als Ehrenamtliche
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Beziehen Sie auch Flüchtlinge als ehrenamtliche Helfer/-innen mit ein. Nutzen Sie zum Beispiel handwerkliche Fähigkeiten oder die Mehrsprachigkeit der Flüchtlinge für Dolmetscherleistungen - die meisten Akademiker sprechen auch englisch.
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Bei jedem Treffen wollen Menschen auch essen. Lassen Sie sich von Flüchtlingen bei der Zubereitung von Speisen für bestimmte Aktivitäten helfen. Das ermöglicht meist auch Frauen einen ehrenamtlichen Beitrag zu leisten und es gibt die Möglichkeit einheimische Rezepte der Aufnahmegesellschaft zu präsentieren.
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Lassen Sie Selbsthilfegruppen von Flüchtlingen moderieren und ermöglichen Sie so Eigenständigkeit.
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Benennen Sie Geflüchtete als Ansprechpersonen, die zum Beispiel wirkliche Bedarfe für Spenden sammeln.
Auch Flüchtlinge haben Anspruch auf die Ehrenamtspauschale von 40 € monatlich!
Hinweis:
Derzeit besteht keine zentrale Einrichtung, die ehrenamtliche Arbeit sachsenweit koordiniert. Fragen Sie deshalb bitte bei Initiativen, soziokulturellen Einrichtungen, Mehrgenerationenhäusern, karitativen Einrichtungen und der Kirche nach, wo Ihr Engagement gebraucht wird. Im ländlichen Raum sind u.U. auch Rathäuser hilfreiche Ansprechpartner.
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Informationen zur Residenzpflicht im Allgemeinen und den Bestimmungen in den Bundesländern können hier entnommen werden.
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