PROF. DR. DIETER HASELBACH Zentrum für Kulturforschung; Fachbeirat Landesverband Soziokultur Sachsen e.V.
IMPULS
Soziokultur im Westen entwickelte sich aus „gegenkulturellen“ Impulsen. Sie wurde als Sparte in den Kulturbetrieb domestiziert.
Soziokultur im Osten hat eine komplexere Vorgeschichte. Teils staatliche Kulturpolitik, teils und in den letzten Jahren der DDR Nische und Untergrundkultur. Letzteres war aber nie so wohlfeil zu haben wie die gegenkulturelle Orientierung im Westen.
Hier wie dort ist die Gründungsgeneration von einem heroischen Gründungsnarrativ getragen. Dieses Gründungsnarrativ ist eine Belastung für einen reibungslosen Generationswechsel. Die „Alten“ sind von den „Neuen“ enttäuscht, die „Neuen“ wollen nicht in die alten Fußstapfen treten, sondern haben andere und eigene Probleme zu lösen.
Mehr als 30 Jahre nach dem Beitritt des Ostens in die BRD sind die Unterschiede im Erfahrungshintergrund und der Orientierung zwischen Soziokultur Ost und West weitgehend abgeflacht. Es bleiben Unterschiede in den Aufgaben vor dem Hintergrund von politischen Volatilitäten, Demographie und Wirtschaftskraft der fördernden Länder.
Soziokultur als Methode kultureller Vermittlung wird im Kulturbetrieb allerorten kopiert. Damit ist die Alleinstellung soziokultureller Zentren infrage gestellt. Zu klären ist, ob Soziokultur Kultursparte ist oder ob sie besser als Methode der Vermittlung verstanden werden soll.
Betriebswirtschaftlich sind soziokulturelle Zentren weitaus besser auf die kommende öffentliche Armut vorbereitet als die Institutionen der Hochkultur. Doch steht zu befürchten, dass ihnen das kulturpolitisch nicht helfen wird: der Traditionsbetrieb hat eine weitaus stabilere Lobby.
Ohnehin wird sich in den nächsten 30 Jahren eine Frage immer dringender stellen, die unsere Art zu leben insgesamt betrifft. Die sich beschleunigende ökologische Degradierung wird sich nicht dadurch bewältigen lassen, dass die Heizungen in soziokulturellen Zentren optimiert und die Lampen mit LED bestückt werden.
FOTOGALERIE
Fotos: Andreas Zgraja
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