Vortrag: Kerstin Faber - Fachtag 2017

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VORTRAG

Raumpioniere in ländlichen Regionen. Neue Wege der Daseinsvorsorge.

 

KERSTIN FABER
Projektleiterin der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen STADTLAND;
Autorin und Miterhausgeberin der Publikation "Raumpioniere in ländlichen Regionen" (Leipzig)

 

Der Redebeitrag kann hier nachgehört werden

 

Die Präsentation zum Vortrag

weitere Informationen zum Buch des Vortrags bitte anklicken

Das Buch zum Vortrag

Raumpioniere in ländlichen Regionen. Neue Wege der Daseinsvorsorge.

Kerstin Faber/Philipp Oswalt (Hg.) 
(Edition Bauhaus Bd. 35), Spector Books, Dessau/Leipzig 2013.

Hinweis:
das Buch ist aufgrund der großen Nachfrage vergriffen. 
Die Herausgeber prüfen eine digitale Veröffentlichung.

Rezensiert von Josepha Landes, Dresden

In dem von Philipp Oswalt und Kerstin Faber herausgegeben Buch positionieren sich Stadt- und Regionalplaner, die gegebenenfalls auch Architekt, Geograf, Soziologe oder Künstler sind, zu aktuellen Schwierigkeiten der Raumplanung in Deutschland. Kritisch beleuchten sie die Hintergründe des derzeit gängigen „Zentrale-Orte-Systems“. Als roter Faden zieht sich die Frage der staatlichen Hoheitsposition durch die Beiträge: Wo kann bürgerschaftliches Engagement die bürokratische Ordnung sinnvoll ergänzen und unterstützen?

An den planerischen Diskurs reiht sich die Vorstellung von zehn „Raumpionier“-Projekten in Brandenburg, Sachsen und Sachsen-Anhalt. Die Auswahl korrespondiert mit den beigefügten Statistiken, wonach für diese Regionen bis 2025 der stärkste Bevölkerungsrückgang in Deutschland zu erwarten ist.

„Raumpioniere“ bieten alternative Ansätze, um Probleme in Dörfern oder ländlichen Regionen zu entschärfen. Sie engagieren sich sozial, z.B. in der Seniorenbetreuung, infrastrukturell, so am Beispiel des Abwassersystems von Obergruna in Sachsen erklärt, oder kulturell mit Schulprojekten, Bürgerberatungsstellen o.ä. Nicht Größe und Einzugsradius eines Projekts sind ausschlaggebend, sondern seine Wirksamkeit. Ein seit Jahren gut funktionierender Bürgerbus im Hohen Fläming etwa oder die Wiederbelebung vergessener Winzertradition in Baruth belegen, dass Einfallsreichtum und Enthusiasmus Totgeglaubte länger leben lassen. Die Vorhaben der Raumpioniere sind dabei nicht utopisch, sondern simpel, lebensnah und sowohl aus einem Miteinander entwickelt, als auch ein Miteinander stiftend. Die starren Regeln der etablierten Staats- und Raumordnung legen den Vorhaben zum Teil große Steine in den Weg, was das Gemeinwesen unnütz belastet. Die Autoren plädieren hier für mehr Offenheit in der Diskussion um „Neue Wege der Daseinsvorsorge“. Auch mal Bürger für Bürger einstehen zu lassen, verstehen sie als wünschenswerte Wiederbelebung dörflichen Gut-Lebens. Es mangelt dafür nicht an Kreativität, künstlerisch-utopischen Vorhaben werden einige Seiten im Buch eingeräumt. 
(Aus: http://www.bauwelt.de/themen/buecher/Raumpioniere-in-laendlichen-Regionen)

 

Was sind Raumpioniere?

Kleine Netze von Akteuren, die neuartige Nutzungen, Institutionen und Organisationen für Räume erproben, deren ursprüngliche Funktionen ausgedünnt oder völlig verloren gegangen sind. „Raumpioniere“ als offener Suchbegriff erleichtert die Entdeckung und Förderung innovativer Mikronetze in Räumen mit besonderem Bedarf an Erneuerung. Raumpioniere entwickeln beispielhafte Taktiken zur Reaktivierung jeweils konkreter Räume. Sie bündeln neue Nutzungsideen zu anschluss- wie zukunftsfähigen Kultur- und Organisationsformen. Sie wirken wie ein Inkubator auf andere, weitere Räume (Ulf Matthiesen)

 

Was sind Zentrale Orte?

Heute weltweit verbreitetes raumordnendes Prinzip für die Daseinsvorsorge. Danach sind bisher die Aufgaben der Daseinsvorsorge hierarchisch und territorial gegliedert. So agieren Kommunen, Landkreise, Regierungsbezirke und Bundesländer je für sich nach ihren gesetzlich definierten Aufgaben. Damit bilden sich zwischen den Kommunen lokale Doppelungen und Konkurrenzen aus.

 

Was ist der Gewährleistungsstaat?

Neues Modell im Kontrast zum Leistungsstaat. Der Gewährleistungsstaat erbringt nicht mehr alle Dienstleistungen selbst, sondern schafft Voraussetzungen, die es den Bürgern ermöglichen, sich produktiv für das je örtliche Gemeinwesen zu engagieren. Dafür müssen allerdings auch Vorschriften und Gesetze geändert werden. Über Standardöffnungsklauseln müssen flexible, lokal spezifische Lösungen ermöglicht werden. Bedingung solcher Lösungen ist aber, dass sich die staatlichen Instanzen nicht zurückziehen, sondern sich im Sinne eines kooperativen Gewährleistungsstaates neu formieren.

 

(Aus: https://expertenplattform-dw.de/themen/daseinsvorsorge/
 von Philipp Oswalt und Babette Scurrell)

 

Die Herausgeber:

Kerstin Faber, M.Arch., Planerin und Urbanistin, ist seit 2014 Projektleiterin der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen STADTLAND. Von 2003 bis 2010 war sie als Projektentwicklerin der IBA Stadtumbau 2010 tätig und lehrte von 2011 bis 2014 als Dozentin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Fachbereich Internationaler Städtebau. Kerstin Faber ist Mitherausgeberin der Publikation ‚Raumpioniere in ländlichen Regionen' gemeinsam mit Philipp Oswalt (Spector Books, Leipzig 2013) und Gastredakteurin des Arch+ Magazins „Stadtland. Der neue Rurbanismus“ (Ausgabe 228, Berlin 2017).

Prof. Philipp Oswalt war von 2009 bis 2014 Direktor der Stiftung Bauhaus Dessau und lehrt seit 2006 als Professor für Architekturtheorie und Entwerfen an der Universität Kassel. Außerdem war er als hauptverantwortlicher Kurator von 2002 bis 2008 für das Projekt »Shrinking Cities« tätig, gefördert durch die Kulturstiftung des Bundes in Kooperation mit der Galerie für zeitgenössische Kunst Leipzig, der Stiftung Bauhaus Dessau und der Zeitschrift Arch+.

 

Kerstin Faber  
FABER, KERSTIN M.Arch., Planerin und Urbanistin; seit 2014 Projektleiterin der Internationalen Bauausstellung (IBA) Thüringen STADTLAND; 2003-2010 Projektentwicklerin der „IBA Stadtumbau 2010“; 2011-2014 Dozentin am Karlsruher Institut für Technologie (KIT) im Fachbereich Internationaler Städtebau;  Mitherausgeberin der Publikation „Raumpioniere in ländlichen Regionen“ gemeinsam mit Philipp Oswalt (Spector Books, Leipzig 2013), Gastredakteurin des Arch+ Magazins „Stadtland. Der neue Rurbanismus“ (Ausgabe 228, Berlin 2017)

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