Rückblick: Sächsischer Preis für Kulturelle Bildung 2019
Kultur.LEBT.Demokratie
"Der wahre Sinn der Kunst liegt nicht darin, schöne Objekte zu schaffen. Es ist vielmehr eine Methode, um zu verstehen. Ein Weg, die Welt zu durchdringen und den eigenen Platz zu finden." (Paul Auster)
Der Sächsische Preis für Kulturelle Bildung "Kultur.LEBT.Demokratie" wurde erstmalig 2017 vom Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst in Kooperation mit dem Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. ausgelobt.
Inhalt des Preises -> weitere Informationen - bitte hier klicken
Der Sächsische Preis für Kulturelle Bildung "Kultur.LEBT.Demokratie" prämierte beispielhafte Projekte oder das dauerhafte Engagement eines Trägers der Kulturellen Bildung.
Im Fokus standen Formate, die eine nachhaltige Entwicklung bei Einzelpersonen und Gruppen jeden Alters angestoßen haben und damit:
- das demokratische Miteinander fördern,
- demokratische Prozesse verstehen helfen,
- zur demokratischen Teilhabe befähigen.
Die Projekte bzw. das Engagement konnten sich in jeder künstlerischen Sparte (Musik, Literatur…) und jederkulturellen Praxis (Medienarbeit, Handwerk, Brauchtum…) bewegen und sich sowohl an Kinder und Jugendliche als auch Erwachsene richten.
Es werden insgesamt 3 Preise mit jeweils 2.500 € sowie ein Sonderpreis in Höhe von 1.000 € vergeben.
Der Einsendeschluss zur Teilnahme war der 31. Mai 2019
gewürdigt werden:
- kulturell-künstlerische Bildungsformate, die im Ergebnis helfen, ein demokratisches Gemeinwesen zu stärken.
- Einrichtungen oder Akteure, die kulturelle Bildung als Methode im Sinne der Demokratieförderung begreifen und anwenden.
- innovative Ansätze genauso wie verstetigte Strategien, die nicht das Rad neu erfinden, sondern stets am Laufen halten.
Es geht somit um die gesellschaftsgestaltende Kraft von Kunst und Kultur, die über individuelle Aneignungsprozesse (kulturelle Bildung) zum Tragen kommt.
Zum Beispiel:
- in Form persönlicher Befähigungen, wie Artikulationskraft, Selbstermächtigung oder Selbstwirksamkeitserfahrungen als Voraussetzung für eine Mitwirkung an demokratischen Aushandlungsprozessen.
- über Formate, die mit künstlerischen Mitteln Themen eines demokratischen Gemeinwesens behandeln, wie Freiheit, Teilhabe, Gleichheit, Solidarität, Toleranz, Verständigung, Kompromiss, Perspektivwechsel, Verschiedenheit, Gemeinsinn etc. und damitzur Auseinandersetzung, zum Fragen und Reflektieren einladen.
- Aufgerufen sind auch all jene Projekte kultureller Bildung, die vielleicht gar keine Demokratiearbeit intendierten und erstim Prozess auf solche Wirkungen gestoßen sind.
Teilnahme & Übersicht der Beiträge -> weitere Informationen - bitte hier klicken
Teilnehmen konnten Kultur- und Jugendeinrichtungen, Vereine, freie Initiativen, Kulturschaffende und Akteure, die in Sachsen wirk(t)en.
Die Einrichtungen und Aktuere konnten sich selbst bewerben oder von anderen vorgeschlagen werden.
Eingereicht werden konnten:
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bereits durchgeführte oder laufende Projekte der Kulturellen Bildung, die auf Demokratieförderung zielen oder im Ergebnis demokratiefördernd waren und in den letzten drei Jahren stattgefunden haben (Zeitraum 2016-2019),
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oder die Leistung einer Einrichtung oder von Akteuren, die sich dauerhaft und erfolgreich in der kulturellen Vermittlungspraxis im Rahmen von Demokratieförderung engagier(t)en.
Übersicht der Verteilung der 72 eingereichten Beiträge:
Die eingereichten Beiträge erreichten uns aus ganz Sachsen – von ehrenamtlichen Initiativen bis hin zur professionellen Theaterkunst, Filminitiativen oder dem Engagement soziokultureller Zentren wurde ein breites Spektrum dessen abgebildet, was kulturelle Bildungspraxis ausmachen kann. Ebenso vielseitig waren die Formen, mit denen Demokratie mittels kultureller Bildung gelebt werden kann – bspw. durch Ermöglichung gesellschaftlicher Teilhabe, künstlerische und partizipative Auseinandersetzung mit lokalen und globalen Themen, interkulturellen bzw. integrativen Begegnungsprojekten oder historisch-politischer Bildung.
Name der Einrichtung/ Akteure - per Klick auf die jeweiligen Markierungen auf der Sachsenkarte
Bewertungskriterien & Jury -> weitere Informationen - bitte hier klicken
Bewertungskriterien
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Methodik des Kulturellen Bildungsprozesses, Gesamtdramaturgie und Verhältnismäßigkeit
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Art und Weise des Vermittlungs- und Bildungsprozesses
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Wirkungen auf individueller und gesellschaftlicher Ebene in Bezug auf das Thema Demokratie
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Mögliche Impulswirkung
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Mögliche Übertragbarkeit
Jury
Die Bewertung der eingereichten Projekte für den Sächsischen Preis für Kulturelle Bildung "Kultur.LEBT.Demokratie" erfolgte durch eine unabhängige Jury.
Die Jury wurde in Absprache mit dem Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst vom Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. berufen.
Die Jurysitzung fand am 25. Juni 2019 statt.
Jurymitglieder
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Thomas Früh
Abteilungsleiter Kunst; Sächsisches Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst | Dresden
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Dr. Carola Rupprecht
Abteilungsleiterin Kulturelle Bildung am Deutschen Hygiene-Museum | Dresden
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Annett Geinitz
Netzwerkstelle für kulturelle Bildung, Vogtland | Zwickau
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Christian Thomas
second Attempt e.V. - Verein zur Förderung und Vernetzung von Jugendkultur | Görlitz
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Franziska Vorberger
Musikvermittlerin; Gewandhaus zu Leipzig
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Ralf Seifert
Referent - Referat Politische Bildung;
Sächsisches Staatasministerium für Kultus | Dresden
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Bernd Heidenreich
Referent Landesjugendamt;
Sächsisches Staatsministerium für Soziales und Verbraucherschutz | Chemnitz
Moderation: Andrea Gaede
(stellv. Geschäftsführerin und Grundsatzreferentin; Landesverband Soziokultur Sachsen e.V.)
Co-Moderation: Kathrin Weigel
(Referentin für Projektmanagement und Öffentlichkeitsarbeit; Projektleitung "Kultur.LEBT.Demokratie"; Landesverband Soziokultur Sachsen e.V.)
PREISVERLEIHUNG
In der inspirierenden und erquickenden Atmosphäre des Görlitzer Fokus-Festivals wurden am Samstag, den 17.08.2019 die Preisträger des Sächsischen Preises für Kulturelle Bildung Kultur.LEBT.Demokratie gewürdigt. Eröffnet wurde die Preisverleihung durch Uwe Gaul, Staatssekretär im Sächsischen Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst. Zu den interessierten Gästen gehörte auch Octavian Ursu, der neue Oberbürgermeister der Stadt Görlitz. Das Sächsische Staatsministerium für Wissenschaft und Kunst verlieh den Preis in Kooperation mit dem Landesverband Soziokultur Sachsen e.V. zum zweiten Mal. Mit 72 Einreichungen erfuhr die Ausschreibung erneut eine unglaublich große Resonanz und machte wiederum deutlich, auf welch fruchtbaren Boden der Preis für kulturelle Bildung fällt. Von Zwickau über Leipzig bis nach Bernsdorf kamen die Einreichungen aus ganz Sachsen, ein Großteil davon kam aus dem klein- und mittelstädtischen Raum.
Die drei Hauptpreise in Höhe von je 2.500 Euro gingen an das Societaetstheater Dresden gGmbH und das Quartiersmanagement Prohlis für ihr Kooperationsprojekt „ZU HAUSE IN PROHLIS“, an die Kulturfabrik Hoyerswerda e. V. mit dem Projekt „Eine Stadt tanzt: Manifest!“ und an den ASA-FF e. V. aus Chemnitz für das Projekt „Neue unentd_ckte Narrative“. Der Sonderpreis über 1.000 Euro ging an die Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau, die in Kooperation mit dem BAFF-Theater Delitzsch und dem Schweizerhaus Püchau das kulturelle Bildungsprojekt „Wert der Freiheit“ durchgeführt hat.
Im Anschluss an die Preisverleihung bot sich den Gästen die Möglichkeit, die vielseitigen Angebote des Fokus-Festivals zu nutzen. Auf dem Gelände der ehemaligen Hefefabrik fanden sich verschiedenste Mitmachangebote, Podiumsdiskussionen, Konzerte und Aufführungen – ein wunderbarer Rahmen für Begegnung, Austausch und Kooperation.
Wir danken dem Team des Fokus-Festivals und dem Second Attempt e. V. für die kooperative, professionelle und gelungene Zusammenarbeit!
Die Preisträger von "Kultur.LEBT.Demokratie" 2019
"Zu HAUSE in Prohlis"
Ein Gemeinschaftsprojekt des Societaetstheater mit dem Quartiersmanagement Prohlis
PREISTRÄGER: Societaetstheater (Dresden)
PROJEKT: "ZU HAUSE in Prohlis"
Im Jahr 2017 taten sich das Societaetstheater Dresden und das Prohliser Quartiersmanagement zusammen, um den Dresdner Stadtteil Prohlis mit kulturellen Aktivitäten zu beleben. Der erfolgreiche Ansatz des Gemeinschaftsprojekts besteht vor allem darin, sich auf die Bewohnerinnen und Bewohner einzulassen sowie ansässige Akteure aus dem Jugend-, Sozial- und Bildungsbereich in die Entwicklung kultureller Angebote einzubeziehen. So entstand neben Theaterprojekten und dem Theatersommer der Kulturtreffpunkt KIEZ im Prohliser Einkaufszentrum, in welchem Workshops, Ausstellungen, Kino, Stricknachmittage u. v. m. stattfinden.
Das Projekt zeigt exemplarisch auf, wie es als Kulturinstitutionen gelingen kann, hinauszutreten und mittels kultureller Angebote Begegnungen und demokratisches Miteinander zu fördern.
"Eine Stadt tanzt: Manifest"
Ein Projekt der Kulturfabrik Hoyerswerda e.V. und der KuFa-Tanzkompanie
PREISTRÄGER: Kulturfabrik Hoyerswerda e.V. (Hoyerswerda)
PROJEKT: "Eine Stadt tanzt: Manifest"
Hoyerswerda 2030: für eine solidarische, selbstbewusste und weltoffene Heimatstadt – dies ist der Titel des Leitbildes der Stadt Hoyerswerda. Dieses Leitbild wurde von der KuFa-Tanzkompanie zum Manifest erklärt. Ihr sechstes Tanztheaterstück erzählt in choreographischen Bildern, Interviews und Videosequenzen von Euphorie und Neubeginn, von Überforderung und Stagnation sowie von Hoffnung und Dialog in Hoyerswerda. Ausgehend von der bewegten Geschichte der Stadt seit den 50er Jahren wurden gemeinsam mit dem Publikum Antworten darauf gesucht, wie ein weltoffenes, solidarisches und selbstbewusstes Miteinander gelingen kann.
„Eine Stadt tanzt: Manifest!“ birgt hohes Identifikationspotential für die BürgerInnen der Stadt Hoyerswerda und zeigt auf, wie es mit künstlerischen Mitteln gelingt, lokalpolitische Vorgänge lebendig und transparent zu gestalten.
"neue unend_ckte narrative"
Ein Schnittstellenprojekt zwischen Wissenschaft, Kultur und Zivilgesellschaft des ASA-FF e.V.
PREISTRÄGER: ASA-FF e.V. (Chemnitz)
PROJEKT: "neue unend_eckte narrative"
Mittels Figuren- und Objekttheater, Kunstinstallationen, Ausstellungen, Videospielen, Graphic Novels oder Pop-Up-Stores in leerstehenden Ladenzeilen widmet sich das Projekt in Chemnitz den sogenannten Narrativen; gemeint sind kollektive Erzählungen, welche Welt- und Selbstbilder prägen können. Das Projekt spannt dabei einen wichtigen Bogen zur Nachwendezeit in Ostdeutschland, die z. T. als krisenhaft erlebt wurde und bis heute oftmals mit der Zuschreibung des „Wendeverlierers“ konnotiert ist. Im Projekt wurden Zuschreibungen und Erzählungen aufgegriffen, ernst genommen (!) und vor allem: neu verhandelt und gerahmt.
Das Projekt geht auf beeindruckende und kreative Weise mit Geschichten und Geschichte um und regt einen Diskurs darüber an, welche kollektiven Erzählungen es braucht, um den Wert einer demokratischen Gesellschaft verstehen und schätzen zu können.
"Wert der Freiheit"
Ein Kooperationsprojekt der Gedenkstätte Geschlossener Jugendwerkhof Torgau mit dem BAFF-Theater Delitzsch und dem Schweizerhaus Püchau